Rom - Das Vatikan-Blatt "L'Osservatore Romano" äußerte sich am Freitag zu pränatalen Tests, die inzwischen nicht mehr nur therapeutischen Zwecken dienen würden, sondern der "Selektion" jener, die "nicht gesund oder perfekt" sind, und zur "Ausmerzung kranker Embryonen" führen würden.

"Niemand bestreitet das Recht der Eltern, über den Gesundheitszustand des Embryos informiert zu werden. Es darf jedoch nicht automatisch sein, dass Normalität als Bedingung gilt, um ein Kind zu akzeptieren", schreibt das vatikanische Sprachrohr. Diese Gefahr sei vor allem in den westlichen Ländern akut und in erster Linie in Italien, wo die Frauen immer später Mütter werden. Fast fünf Prozent der Neugeborenen haben in Italien eine Mutter, die über 40 Jahre alt ist.

"Kulturelles Klima"

"Pränatale Diagnostik kann dazu dienen, schwere Krankheiten der Mutter und des Kindes zu behandeln und in dieser Hinsicht ist sie sehr erfolgreich. Heute führt jedoch die Medizin Massenechographien durch, um beim Fötus genetische Krankheiten festzustellen, für die es heute keine Therapien gibt. Dies kann zu einer eugenetischen Selektion führen. Man fragt sich, ob der Zugang zu diesen genetischen Massentests eine freie Wahl oder das Resultat eines bestimmten kulturellen Klimas ist", schrieb "L''Osservatore Romano".

"Man muss einsehen, dass es sich nicht um banale Kontrollen, sondern um einen delikaten genetischen Test mit tiefen psychologischen Implikationen handelt. Ist die Massendiagnostik für Embryos wirklich eine bewusste Forderung der Frauen?", fragte das Blatt.

Die Glaubenskongregation beklagte , dass viele ForscherInnen heute die voranschreitende Entwicklung biomedizinischer Technologie in eine "hauptsächlich genetische Perspektive stellen". Die Freiheit der Wissenschaft dürfe nicht an den fundamentalen Werten des Menschen rütteln, die auf seiner Menschenwürde basierten. (APA)